© Veronika Freymüller, 2005

An das liebe Fräulein Tausendschön!

Vorletzte Woche, als ich einen Fuß vor das Burgtor gesetzt habe, hatte ich ein aufregendes Erlebnis.

Am Ende des Weges sah ich eine goldene Pferdekutsche mit einem edlen Gespann. Als ich auf die Kutsche zuging, vernahm ich leise Hilferufe. Ich fragte mich woher die Schreie kamen. Verwirrt sah ich durch das Fenster, doch da war niemand. Ich öffnete die Tür, spähte vorsichtig hinein, konnte aber nichts entdecken, weil es in der Kutsche so dunkel war. So wagte ich mich ganz hinein. Plötzlich fiel die Tür hinter mir zu und die Pferde setzten sich in Bewegung. Stundenlang, so kam es mir vor, fuhren wir umher. Plötzlich blieb die Kutsche mit einem Ruck stehen und die Tür öffnete sich. Ich torkelte heraus. Am Anfang sah ich gar nichts. Meine Augen mussten sich erst wieder an das grelle Tageslicht gewöhnen. Jetzt sah ich brennende Häuser und schreiende Menschen, die aufgeregt mit Wasserkübeln umher rannten. Ich fragte einen aufgeregten Mann was geschehen sei. Dieser wiederholte immer nur: „Raul, Raul, Raul und sein Drache." Noch wusste ich nicht was dies zu bedeuten hatte. Als ich mich umsah entdeckte ich, dass sich hinter mir ein schönes Schloss befand, aus dessen Turm winkte mir eine schöne Dame mit einem Tuch. Ich suchte nach der Treppe, um zu ihr zu gelangen.

Schließlich fand ich sie hinter einer verschlossenen Eisengittertür. Schluchzend erzählte sie mir, sie sei eine Prinzessin, die vom bösen Ritter Raul gefangen worden sei. Sie erzählte mir auch, dass er sie in 3 Tagen zu seiner Gemahlin machen wolle. Sie flehte mich an, dass ich sie unbedingt befreien sollte. Aber das war gar nicht so einfach. Der böse Ritter hatte nämlich einen Feuer speienden Drachen, der im Burggarten angekettet lag und der die Prinzessin und die Dorfbewohner bewachte. Aber, da ich ein kluger, mutiger Ritter bin, hatte ich natürlich schon einen Plan. Tapfer ging ich zum angeketteten Drachen hin und versprach ihm die Freiheit zu schenken, wenn er davon fliegen und nie wieder zurückkehren würde.

Der Drache antwortete traurig, dass ihm der böse Ritter gedroht hatte, wenn er fliehen würde, würde er ihn bis zu seinem Lebensende verfolgen und ihn töten. So versprach ich dem Drachen auch den bösen Ritter Raul zu töten.

Als ich den Drachen befreit hatte, flog er glücklich über die Dächer der Häuser hinweg und die Dorfbewohner brachen in Jubel aus. Ich befreite die Prinzessin, indem ich das Schloss vor ihrer Gittertüre mit meinem Schwert zertrümmerte und ermunterte sie, so lange im Dorf zu verstecken bis ich meinen Kampf mit dem bösen Ritter ausgefochten hatte.

Gerade als sie fliehen wollte entdeckte uns der böse Ritter Raul und rief: „Die Prinzessin bleibt und wird meine Gemahlin. Zieh dein Schwert und kämpfe. Ich werde dich töten und dann meinem Drachen zum Fraß vorwerfen." Es kam zum gefährlichsten Kampf meines Lebens. Ich zog mein Schwert. Der böse Ritter Raul sah fürchterlich aus. Er hatte einen stacheligen schwarzen Helm und eine gruselige, schwarze Rüstung, die beim Gehen Angst einflößende Geräusche von sich gab. Wir kämpften sehr lange, bis zum entscheidenden Ende. Ich warf mein Schwert wie einen Speer gegen den Ritter. Es durchdrang seine Rüstung und blieb in seinem Herzen stecken. Raul ließ sein Schwert fallen und sank tot zu Boden.

Ich bat die Prinzessin mir auf meine Ritterburg zu folgen. Mit freudigem Herzen willigte sei ein und wir fuhren mit ihrer goldenen Kutsche zu mir nach Hause.

Der eigentliche Grund, warum ich dir das alles geschrieben habe ist, dass wir in Kürze unsere Vermählung feiern und uns sehr über dein Kommen freuen würden.

Liebe Grüße

Ritter Siegfried & Prinzessin Mondschein

Geschrieben von Veronika Freymüller