Erinnerungen von Maria Meßthaler an ihren ersten Schultag

Am 10. September 1924 fing für mich die Schule an. Ausgerüstet mit einer Schultasche, einer schwarzen Schiefertafel mit Holzrahmen. An dem ein Schwamm und ein Tüchlein lustig baumelten, marschierte ich in die damals acht - klassige  Volksschule Lichtenegg.

In meiner Federschachtel aus Holz lag ein Griffel, ein Federstiel, ein Hartmuthbleistift Nummer 2 und ein Radiergummi.

Lesebuch, Biblische Geschichten und Katechismus bekam ich leihweise von der Schule, auch die Hefte.

Es gab für jede Schulstufe nur eine Klasse.  Mit mir saßen ca. 40 Schüler in den Bänken. Es waren zwei Bankreihen, auf der einen Seite die Buben, auf der anderen die Mädchen.

In den Schreibpulten war für jeden Schüler ein Tintenfass angebracht. Der Kugelschreiber war noch nicht erfunden.

Der Fußboden war aus groben Holzbrettern und der Ofen wurde im Winter vom Schuldiener beheizt.

In meiner Klasse unterrichtete Herr Oberlehrer Beaupre, der mit seiner Familie im Schulhaus eine Wohnung hatte. Er war ein strenger Mann, der Herr Oberlehrer. Alle Sünder wurden zu ihm geführt und es gab manche „handfeste“ Rüge.

Einmal musste ich mit ansehen, wie mein älterer Bruder ein paar kräftige Ohrfeigen abbekam und diese mit rotem Kopf wegsteckte. Ich begann fürchterlich zu weinen. Für mich war das ein sehr schmerzhaftes Erlebnis, das ich nicht vergessen kann.

Eine Turnhalle gab es damals noch nicht. Turnen war nur im Schulhof und nur bei schönem Wetter möglich.

Unterricht war den ganzen Tag meist bis 15 Uhr. Samstag war frei.

Erwähnen sollte ich noch, dass es damals schon ein Schüleressen gab. Die sogenannte Schulsuppe. An jedem gleichen Wochentag die gleiche Suppe. Am unbeliebtesten war die Grießsuppe, die schmeckte fürchterlich.

Ich hoffe, dass du aus meiner Erzählung einiges aus der damaligen Zeit dir vorstellen kannst.