ÄngsteÄngste gehören zu den Grundgefühlen des Lebens und sind eine allgemeine Reaktionsform des Menschen auf Lebensbedrohung. Angst setzt wie ein Reflex bei Mensch und Tier ein und bereitet den Körper auf Flucht oder Gegenangriff vor: Physiologische Veränderungen wie beschleunigter Herzschlag, Ansteigen des Blutdrucks, Weiten der Pupillen, Zittern der zum Sprung ansetzenden Muskulatur usw. setzen ein. Beim vitalen Menschen gehören Angst und Aggression zusammen, der seelisch und körperlich schwache Mensch reagiert auf Angst eher mit Flucht, Totstellreflex oder lähmender Depression. Angst kommt vom lateinischen „angustus“ und bedeutet „eng“. Jeder von uns kennt die Einengung einer Angstsituation. Lebensbedrohende Angst wird beim Menschen aber nicht einfach „gelöscht“, sondern ist reaktivierbar, das heißt, dass in ähnlichen Situationen und bei ähnlichen Empfindungen sofort wieder Angst hochkommt. Der Mensch entwickelt aber gegen zu große Ängstigung einen gewissen Selbstschutz durch den Mechanismus der Verdrängung, damit unser Leben nicht zu sehr eingeschränkt wird. Sigmund Freud hat als Erster darauf hingewiesen, dass ein Übermaß an Verdrängung schädlich für unsere seelische Entwicklung ist und es zum Ausbruch von Neurosen kommen kann. Neben den neurotischen Ängsten unterscheiden wir noch die entwicklungsbedingten Angstformen: Schon der Säugling entwickelt Angst, wenn seine elementaren Bedürfnisse nicht befriedigt werden:Er will regelmäßig gefüttert, gewärmt und sauber gehalten werden und sich des Körperkontakts mit der Bezugsperson sicher sein, sonst schreit er sein Leid und seine Trennungsangst heraus. Kann der Säugling Urvertrauen entwickeln, weil eine Bezugsperson für ihn sorgt, so werden die Auswirkungen ein Leben lang in neuen Situationen spürbar und lebbar sein. Ist diese frühe Phase von Urmisstrauen geprägt, so wird sich der Mensch ein Leben lang schwer tun, offen auf andere Menschen zuzugehen und unbekannte Situationen hoffnungsvoll in Angriff zu nehmen (Erikson). Die so genannte Acht-Monate- Angst , auch „Fremdeln“ genannt, ist ein Entwicklungsabschnitt, in dem das Kind lernt, zwischen fremden und bekannten Personen zu unterscheiden. Das ist aber nur möglich, wenn das Kind zuvor eine Beziehung zur Mutter aufbauen konnte. Wird diese Phase nicht positiv abgeschlossen, geht das Kind ohne Unterschied auf fremde und Bekannte gleichermaßen los, weil es ständig in der Angst lebt, es könne „übersehen“ und wiederum verlassen werden. Vernichtungs- und Todesängste kommen zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr noch dazu.
Angstfreie Erziehung ist also eine Utopie, aber wir können Kindern brauchbare Bewältigungsstrategien mitgeben, die sie stark machen. Allgemein kann man sagen, dass Ängste bis zum 6. Lebensjahr noch zunehmen, besonders die Ängste vor dem Einschlafen und vor den schlechten Träumen, weil das Kind ja mit jedem Tag ein Stückchen weiter in die Realität hineinwächst und den Umgang mit Neuem lernen muss. Trennungsängste sollten sich aber in den ersten Jahren geben. Erziehungsbedingte Ängste werden vor allem im Elternhaus erlernt und lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen:
Erlernte Ängste können auch wieder verlernt werden, das braucht aber Zeit. Voraussetzung dafür ist das Erkennen der Zusammenhänge und die Veränderung der Angst machenden Umstände. Psychologen, Pädagogen und Therapeuten sind darin geschult, Eltern und Kinder bei der Bewältigung ihrer spezifischen Problematik zu unterstützen. (Fortsetzung „Schulangst“ in Vorbereitung) |