© Enzendorfer Andrea

LESETEXT:

Wassernot in Lima

Es ist bereits Nacht in Lima. In Decken gehüllte Gestalten bewegen sich ziellos auf dem Platz hin und her. Leises Gemurmel dringt durch die Nacht. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennt man im Mondlicht Hunderte von Menschen - Männer, Frauen und Kinder hocken auf dem steinigen Boden, lagern auf Zeitungen, Kartons oder Plastikplanen. Manche befinden sich im Halbschlaf, andere sind schon wieder aufgeschreckt.

Diese seltsamen Nachtschwärmer sind nicht etwa Obdachlose oder Flüchtlinge. Sie sind Bürger von San Juan, dem bevölkerungsreichsten Abschnitt von Lima. Schon seit Wochen herrscht hier Wassermangel.

Auch unter normalen Umständen ist hier die Wasserversorgung schlecht, doch durch die derzeitige Dürre hat sich die Lage dramatisch verschärft.

Der Fluss, der die ganze Hauptstadt versorgt führt seit Tagen nur einen winzigen Bruchteil des Wassers, das er sonst führt. Zur Zeit hat er den niedrigsten Stand seit 1921. Ganze Stadtteile sitzen auf dem Trockenen. Aus den Wasserhähnen, sofern es welche gibt, kommt schon lang kein Tropfen mehr.

Nur von den Tankwagen kann man Wasser kaufen. Deshalb kommen auch so viele Menschen in der Nacht auf dem Platz zusammen. Wer zuerst da ist, hat zumindest die Chance Wasser zu bekommen. Viele Einwohner übernachten auf dem Platz um ja die Ersten zu sein.

Einige Leute erzählen: " Wir sind schon seit drei Wochen hier. Alle paar Tage lösen wir uns ab. Der Rest der Familie sitzt zu Hause und wartet darauf, dass wir Wasser bringen."

Jede wartende Person erhält nur einen Behälter Wasser. Oft bekommen die Menschen nicht einmal diesen, denn wenn reiche Bewohner mehr Geld für das Wasser zahlen, dann gehen die armen Menschen leer aus.

Stell dir vor bei uns wäre Wassermangel!

Was würde dann geschehen. Schreibe deine Gedanken dazu auf und maile sie mir.

enzendorfer@kidsnet.at